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Arte | Musée International de la Croix-Rouge et du Croissant-Rouge

Internationales Rotkreuz- und Rothalbmondmuseum - Erste europäische Ausstellung der guatemaltekischen Künstlerin

2025-08-26        
   
Angélica Serech: Textile Kunst als Sprache der Erinnerung, Heilung und Hoffnung

Vom 9. Oktober 2025 bis zum 30. August 2026 widmet das Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondmuseum in Genf der während des Bürgerkriegs in Guatemala geborenen Künstlerin Angélica Serech eine umfangreiche Ausstellung. Angélica Serech – Pach’un Q’ijul «Temps entrelacés – Deep time» ist nicht nur ihre erste monografische Schau in Europa, sondern auch eine poetische Hommage an indigene Erinnerungskultur, Widerstandskraft und gemeinschaftliches Schaffen. Die Künstlerin hinterfragt mit eigens entworfenen, monumentalen Webstühlen die traditionellen Grenzen des guatemaltekischen Webens und verbindet dabei uralte indigene Techniken mit ihrer persönlichen Geschichte.

Nach der Residenz der Künstlerin Zahra Hakim, Gewinnerin des Prix Art Humanité, setzt das Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondmuseum seine Auseinandersetzung mit Textilkunst und Co-Kreation fort. Hakims Wandteppichwerk, das gemeinsam mit den Besucher:innen entsteht, wird ab Ende September im Eingangsbereich des Museum ausgestellt. Mit der Ausstellung zu Angélica Serech rückt das Museum nun eine aussergewöhnliche Stimme aus Guatemala ins Zentrum. Gezeigt werden 23 Werke von Serech, darunter 16 neue, eigens für diesen Anlass geschaffene Arbeiten, sowie 54 Objekte aus der Sammlung des Museums.

Eine Hommage an indigene Traditionen

Angélica Serech, geboren 1982 in San Juan Comalapa, wuchs während des guatemaltekischen Bürgerkriegs auf – einem der brutalsten Konflikte in der Geschichte Lateinamerikas. Unter der Militärdiktatur von General Efraín Ríos Montt wurden in den 1980er-Jahren etwa 200'000 Menschen getötet, vorwiegend aus indigenen Gemeinschaften. Während dieser Zeit lernte Serech von ihrer Mutter und Grossmutter das traditionelle Webhandwerk. Was als Überlebensstrategie begann, wurde für sie zum Akt des Erinnerns und Widerstands. Die Künstlerin entwickelte schnell eine einzigartige Technik, die die Grenzen des traditionellen Webens überschritt. Sie löste sich von herkömmlichen Methoden und verwendete natürliche Materialien wie Maisblätter und Baumzweige, die sie mit unvergleichlicher Kreativität transformierte. Ihr Ziel war es, eine neue Ästhetik zu schaffen: widerständig und zugleich tief in ihrer kulturellen Geschichte verwurzelt. Ihre Werke, inspiriert von den traditionellen Maya-Trachten aus San Juan Comalapa, zollen dem kulturellen Erbe der Maya Kaqchikel Tribut. Sie sind ein kraftvolles Zeugnis ihrer Wurzeln und der Geschichte der indigenen Bevölkerung in Mittelamerika. Serech entwirft eigene, monumentale Webstühle, auf denen sie alte Techniken indigener Gemeinschaften in Guatemala mit ihrer persönlichen Geschichte zu neuen Erzählungen verwebt.

Webkunst im Zeichen des humanitären Prinzips der Fürsorge

Im Einklang mit den humanitären Werten der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung beleuchtet die Ausstellung die therapeutische Dimension handwerklicher Arbeit. Gerade im Kontext von Krieg und Vertreibung kann Weben zu einem Akt der Widerstandskraft und Resilienz werden – ein Mittel des Ausdrucks und der Heilung, insbesondere für verletzliche Gruppen wie Kriegsgefangene. In einem spannenden Dialog treten die Werke von Serech in Beziehung zu Fotografien, Plakaten und Objekten aus der Sammlung des Museums, die die Geschichte des guatemaltekischen Bürgerkriegs dokumentieren.

Ein partizipatives Kulturprojekt für alle

Als Teil des Jahresprogramms 2025 zum Thema «Co-Konstruktion» lädt das Museum Besucher:innen ein, sich aktiv am Entstehungsprozess eines von der Künstlerin initiierten grossformatigen textilen Werks zu beteiligen. Ergänzend werden in Zusammenarbeit mit dem Genfer Roten Kreuz Web-Workshops angeboten. Darüber hinaus steht ein Bereich für freies Stricken allen offen.

Über die Künstlerin

Die Arbeiten von Angélica Serech wurden bereits international ausgestellt, unter anderem bei der Kunstauktion JUANNIO (2020–2022), auf der 22. Biennale Paiz (2021) in Guatemala, in Gruppenausstellungen bei Galería Extra (2021), La Galería Rebelde (2022), La Collective in Paris (2023), der 14. Biennale Gwangju (Südkorea, 2023) und der 15. Biennale Toronto (2024).

 

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